Die Zukunft gehört digitalen Ökosystemen und Plattformen. Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, sollten sich zusammentun.

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Eine konsequente Kundenorientierung über alle Kanäle hinweg wird insbesondere in Zeiten der Digitalisierung immer wichtiger. Verbraucher erwarten ganzheitliche Angebote hier und sofort, passend zu ihren Lebenswelten. Unternehmenskunden benötigen immer individuellere Lösungen, die Schritt halten können mit ihren beschleunigten Produktzyklen. Hier erwachsen immense Chancen für Unternehmen – aber auch Herausforderungen, sowohl innerhalb klassischer Betätigungsfelder als auch außerhalb.

Wie funktionieren digitale Ökosysteme?

Ökosystemen kommt hierbei zentrale Bedeutung zu. Der Begriff stammt aus der Ökologie und meint ein System, in welchem Organismen verschiedener Arten in einem abgegrenzten Raum zusammenleben und harmonieren. Davon ausgehend versteht man unter einem digitalen Ökosystem ein Verbund von Unternehmen, die zusammenarbeiten und strategische Partnerschaften eingehen, um gemeinsam einen Wert zu generieren, den sie allein nicht erreichen können. Die Leistungsversprechen der einzelnen Teilnehmer ergänzen sich und der Konkurrenzgedanke wird beiseitegelegt. Kunden können so Leistungsangebote in Anspruch nehmen, die ihre Bedürfnisse ganzheitlich befriedigen. Weiter bieten gut gestaltete Ökosysteme nahtlose Angebote, bei denen Kunden nicht unterscheiden können, welcher Anbieter welchen Beitrag zum Angebot leistet. Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit sind weitere zentrale Stärken, die erklären, warum Ökosysteme zunehmend an Relevanz gewinnen. Ermöglicht wird eine solche Zusammenarbeit zumeist durch eine digitale Plattform. Sie steht im Zentrum und ermöglicht den notwendigen Datenaustausch zwischen den Unternehmen.

Als Vorbilder für Ökosysteme werden oftmals Apple oder Amazon Prime herangezogen. Aber auch Banken, Finanzdienstleister und Versicherer erhalte durch digitale Ökosysteme und gewinnbringende Wechselbeziehungen die Chance, neue, attraktivere Geschäftsmodelle zu etablieren, indem sie ihren Kunden zunehmend Produkte und Services von Partnern anbieten.

Weitere prominente Beispiele finden sich im Bereich Mobilität. Schon heute vereint beispielsweise moovel unter der Marke Reach Now verschiedenste Mobilitätsarten wie öffentlichen Nahverkehr, Leihfahrräder, car2go, Taxi und Scooter. Diese Bündelung zum Service aus einer Hand ist insbesondere für Endkunden sehr attraktiv, weil sie den Aufwand der Nutzung unterschiedlicher Angebote minimiert. Auch der jüngste Vorstoß, Europcar in den Volkswagenkonzern für neue Mobilitätsangebote zu integrieren, zeigt, dass Ökosysteme mehr als ein Hype sind.

Vier Faktoren für erfolgreiche digitale Ökosysteme

Um Kunden davon zu überzeugen einem Ökosystem beizutreten und dort auch zu bleiben, erfordert im Vorfeld grundlegende strategische Entscheidungen.

Erstens mit der Festlegung der Art des Ökosystems, das man aufbauen möchte, sowie der Bestimmung des Lock-in-Effekts, der Kunden zukünftig stark an das Unternehmen binden soll.

Zweitens müssen sich Unternehmen intensiv mit dem Thema Partnerintegration auseinandersetzten und analysieren, welche Partner man braucht, wie diese von dem Ökosystems profitieren und wie offen man für neue Partner sein möchte. Apple und Google sind gute Gegenpole als Beispiele für eine solche Partnerintegration. Apple schreibt sehr viele Regularien vor und überwacht sein Ökosystem streng, wohingegen Google sehr offen ist und die Einstiegsbarriere sehr gering ist.

Der dritte Punkt betrifft die Datenmonetisierung. Hier geht es nicht nur darum zu definieren, wie Geld mit Daten verdient werden soll, sondern auch darum wie Teilnehmer des Ökosystems den geschaffenen Wert aufteilen. Hierbei muss es aber nicht zwingend immer um Geld gehen, da Partner auch von dem Zugang zu neuen Daten profitieren, die im Ökosystem generiert werden.

Viertens muss die langfristige Wachstumsstrategie betrachtet werden. Zum einen geht es um die Erweiterung des Ökosystems selbst, indem man weitere Services oder Produkte anbietet. Dadurch ergeben sich vielleicht neue Optionen der Monetisierung sowie eine Stärkung der Kundenbindung. Apple beispielsweise erweitert schrittweise sein Ökosystem, indem neue Produkte und Services perfekt mit den bestehenden Produkten interagieren. Die Wechselbarriere für den Kunden wird dadurch immer schwerer und zudem profitiert der Kunde von der engen Verzahnung der Produkte.

Fazit

Digitale Ökosysteme bieten Unternehmen die Möglichkeit zu disruptiver Neupositionierung und Einflussvergrößerung mit riesigem Gestaltungsspielraum. Sie profitieren von Netzwerkeffekten und der Partizipation an Geschäften im jeweiligen Ökosystem. Im Zentrum steht der Mehrwert für den Kunden. Unternehmen, die sich nicht bald in diese Richtung bewegen, riskieren kurzfristig ihre Wettbewerbsposition und langfristig den Spielraum, sich innerhalb von Ökosystemen zu positionieren. Für Nachzügler bleiben im besten Fall nur unbesetzte Nischen übrig.

Über Jakob Staake:
Jakob Staake (29) ist Consultant und Co-Lead der Competence Area Data Business & Ökosysteme bei der international tätigen Ginkgo Management Consulting GmbH in Hamburg.

Nach seinem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Elmshorn, an der Technischen Universität Riga, sowie der ESB Business School sammelte der gebürtige Hamburger seine ersten Berufserfahrungen im In-House-Consulting-Bereich eines internationalen Maschinenbauers. Nach Erfahrungen in der Lebensmittel- und Technologie-Branche ist er seit mehr als zwei Jahren im internationalen Beratungsgeschäft aktiv. Staake ist auf die Automobil- sowie Maschinenbauindustrie spezialisiert und ein ausgewiesener Experte für datengetriebene Geschäftsmodelle und Ökosystemstrategien.

Published by: Hamburger Abendblatt